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Die Deutsche Telekom setzt nicht ausschließlich auf Glasfaser zur Anbindung ihrer Mobilfunkstationen. In ländlichen Gebieten, in denen der Ausbau von Glasfaser-Infrastruktur schwieriger ist, kommt oft Richtfunk zum Einsatz. „In der Regel binden wir die Mobilfunkstationen mit Glasfaser an. Es gibt jedoch Ausnahmen, insbesondere in ländlichen Regionen, die weit vom nächsten Glasfaser-Hauptkabel entfernt liegen“, erklärte Sven Schall, Netz-Systemtechnik der Telekom, in einem YouTube-Video des Unternehmens.

Glasfaser und Richtfunk: Zwei Säulen der Telekom-Infrastruktur

Der Glasfaserausbau in Deutschland wächst stark, was den Telekommunikationsanbietern mehr Flexibilität bei der Anbindung von Mobilfunkstationen bietet. Doch für einige Standorte, insbesondere in abgelegenen ländlichen Gebieten, ist der Einsatz von Richtfunk eine praktikable Lösung. Laut Schall versorgen diese Standorte oft große ländliche Flächen, wo der Glasfaserausbau logistisch und wirtschaftlich herausfordernd ist.

Adrian Sanchez, Pressesprecher der Deutschen Telekom, bestätigte gegenüber Golem.de, dass über 80 Prozent der 5G-Standorte des Unternehmens über Glasfaser angebunden sind. Wo dies nicht möglich ist, bietet der moderne Richtfunk eine effektive Alternative, da er inzwischen Datenübertragungsraten von bis zu 1 GBit/s ermöglicht.

Vorteile und Grenzen des Richtfunks

Richtfunk basiert auf der drahtlosen Übertragung von Daten mittels Radiowellen, die gezielt auf einen Zielpunkt gerichtet sind. Dies unterscheidet ihn vom herkömmlichen Rundfunk, der in alle Richtungen sendet. Während Glasfaser als das robusteste und schnellste Übertragungsmedium gilt, bietet Richtfunk deutliche Kostenvorteile und eignet sich vor allem für Standorte, die weit entfernt von der Glasfaser-Infrastruktur liegen.

Dennoch hat Richtfunk im Vergleich zu Glasfaser einige Einschränkungen: Er erfordert eine direkte Sichtverbindung zwischen den Sendestationen, und atmosphärische Bedingungen können die Übertragung beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass Glasfaser mit einer Datenrate von bis zu 100 GBit/s Richtfunk deutlich überlegen ist, der technisch perspektivisch bei 10 GBit/s an seine Grenzen stoßen könnte.

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Wirtschaftliche Lösung für ländliche Gebiete

Trotz der geringeren Leistungsfähigkeit bleibt Richtfunk eine ökonomisch sinnvolle Lösung für ländliche Gebiete, in denen der Glasfaserausbau entweder zu teuer oder logistisch unpraktisch wäre. Mit einer Reichweite von bis zu 120 Kilometern kann Richtfunk große Distanzen überbrücken und erfordert nicht die umfangreichen Bauarbeiten, die für das Verlegen von Glasfaserkabeln nötig wären.

Das Punkt-zu-Punkt-Funksystem ermöglicht es zudem, mehrere Funkverbindungen hintereinander zu schalten, um die Anbindung an das nächste Kernnetz zu gewährleisten. Auch andere Netzbetreiber setzen auf Richtfunk: So erreichten Ericsson und O2 Telefónica im September 2022 in einem Feldversuch mit Richtfunk eine Übertragungsrate von 10 GBit/s über eine Distanz von rund zehn Kilometern.

 

Von Leo

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