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Der Glasfaserausbau in Europa schreitet in vielen Ländern mit hoher Geschwindigkeit voran, während Deutschland im internationalen Vergleich noch hinterherhinkt. Obwohl die Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt hat, steht das Land in puncto Glasfaseranschluss in Haushalten deutlich schlechter da als einige seiner europäischen Nachbarn. Länder wie Schweden und Spanien zeigen, dass es auch anders geht. Doch warum hat Deutschland trotz aller Bemühungen Schwierigkeiten, den Glasfaserausbau auf das gleiche Niveau zu bringen?

Deutschland im Rückstand: Die Zahlen

Eine aktuelle Studie der OECD zeigt, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern beim Glasfaserausbau deutlich zurückliegt. Nur rund 11 % der deutschen Haushalte sind direkt an das Glasfasernetz angeschlossen. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit einen der hinteren Plätze. Zum Vergleich: In Schweden und Spanien liegt die Glasfaserpenetration bei beeindruckenden 75-90 %. Südkorea, weltweit führend, erreicht sogar knapp 90 %.

Erschwerend kommt hinzu, dass in Deutschland viele der als „Glasfaseranschlüsse“ gezählten Verbindungen tatsächlich nur bis zur Straße oder zum Verteilerkasten reichen („Homes Passed“), während die Verbindungen nicht bis ins Haus gelegt werden („Homes Connected“). Das bedeutet, dass die tatsächliche Glasfaserverfügbarkeit für Haushalte oft geringer ist als die offiziellen Zahlen vermuten lassen​.

Gründe für das langsame Wachstum in Deutschland

Einer der Hauptgründe für den schleppenden Ausbau ist der Mangel an Baufirmen. Der Bedarf an Unternehmen, die Glasfaserkabel verlegen, übersteigt derzeit die Kapazitäten. Hinzu kommt, dass sich die Unternehmen in vielen Fällen gegenseitig Konkurrenz machen, indem sie in bereits erschlossenen Gebieten erneut Leitungen verlegen, anstatt sich auf unversorgte Gebiete zu konzentrieren. Diese „Doppelarbeit“ verlangsamt den Fortschritt in weniger gut angebundenen Regionen weiter.

Siehe auch  Glasfaser-Ausbau in Deutschland: Das Ziel für 2030 wackelt

Ein weiteres Problem ist die Bürokratie. Die Genehmigungsverfahren für den Bau von Glasfaserleitungen sind in Deutschland oft langwierig und komplex. Während in Ländern wie Schweden das Glasfasernetz schneller wächst, weil Anbieter gesetzlich dazu verpflichtet sind, gemeinsam verlegte Leitungen zu nutzen („Open Access“-Modell), gibt es in Deutschland keine entsprechende Regelung.

Erfolgsmodelle aus Schweden und Spanien

In Schweden wird der Glasfaserausbau stark durch das „Open Access“-Modell gefördert. Hier müssen Glasfaserleitungen, die einmal verlegt wurden, von allen Anbietern gemeinsam genutzt werden. Diese Regelung verhindert, dass mehrere Anbieter ihre Leitungen parallel verlegen, und fördert so einen schnelleren und effizienteren Ausbau.

Auch in Spanien ist der Ausbau weit fortgeschritten. Hier profitieren die Anbieter von einer zentral koordinierten Strategie, die den Glasfaserausbau in dicht besiedelten Gebieten priorisiert und gleichzeitig ländliche Gebiete nicht vernachlässigt. Zudem sind die bürokratischen Hürden geringer als in Deutschland, was den Ausbau beschleunigt​.

Fazit

Deutschland muss noch viel aufholen, um im Glasfaserausbau mit führenden Ländern wie Schweden oder Spanien mithalten zu können. Die Probleme liegen vor allem in der Bürokratie, dem Mangel an Baufirmen und ineffizienten Verlegungen. Modelle wie „Open Access“, bei dem Glasfasernetze von allen Anbietern gemeinsam genutzt werden, könnten auch in Deutschland für einen schnelleren Fortschritt sorgen. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, ob Deutschland das Ziel, bis 2030 flächendeckendes Glasfaser-Internet bereitzustellen, noch erreichen kann.

Quelle: br.de

Von Leo

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